Die Bauinnung Tirol und die Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder schlagen Alarm: Der Rückgang bei den Baugenehmigungen, überzogene Baustandards und steigende Baukosten bedrohen nicht nur rund 10.000 Arbeitsplätze, sondern auch die Chance auf Eigentum für breite Bevölkerungsschichten.
Das belegen Zahlen aus einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW), erstellt im Auftrag der Wirtschaftskammer Tirol, eindrucksvoll. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wirtschaftslandesrat Mario Gerber präsentierten Landesinnungsmeister Patrick Weber und Fachgruppenobfrau Ellen Moll sechs konkrete Vorschläge, wie Eigentum wieder möglich werden kann.
Sechs Maßnahmen für leistbares Eigentum
- Einfach finanzieren: Zugang zu zinsgünstigen Wohnraumfinanzierungen erleichtern. Wohnbauförderung für alle Eigentumswohnungen öffnen und die Subjektförderung ausbauen. Verlängerung des Zinszuschuss der Bundesmilliarde.
- Weniger Steuern beim Eigentum: Grundbuch-Eintragungsgebühr und Grunderwerbssteuer für den ersten Eigentumswohnraum abschaffen. Abschreibungsmöglichkeiten verbessern.
- Grundkosten reduzieren: Höhere Baudichte zulassen und einheitliche, klare Regeln für Vertragsraumordnung schaffen.
- Baukosten senken: Vorgaben entschlacken, haustechnischen Aufwand reduzieren, Bauen außerhalb der Norm erleichtern. Umbauordnung für Bestandsgebäude schaffen.
- Schneller bewilligen: Digitale Prozesse stärken. Rechtsverbindliche kürzere Genehmigungsverfahren. Auflagen auf das Wesentliche beschränken.
- Einkommen stärken: Ein steuerfreies Rücklagenkonto für Wohnraumsparen einführen. Überstunden steuerfrei stellen.
„Wir brauchen eine Wohnbauförderung, die Eigentum tatsächlich ermöglicht.“
Patrick Weber, Landesinnungsmeister der Bauinnung Tirol
Studie zeigt klare Ergebnisse auf
Die Auswirkungen aufgrund des in Tirol vorherrschenden Rückgangs an Wohnbauaktivitäten in der Höhe von 975,1 Mio. € betreffen vor allem die Bauwirtschaft. Dies zeigt die folgende Grafik klar auf.

Preistreiber identifiziert
41 % der Gesamtkosten beim Wohnungskauf entfallen auf Steuern und Abgaben. Dazu kommen überzogene Baustandards, die Bauen unnötig verteuern. „Wir müssen wieder pragmatisch denken, einfacher bauen, schneller genehmigen – und Eigentum ermöglichen“, betont Ellen Moll.

„Es geht nicht um Luxus, sondern um Sicherheit, Perspektiven und Eigentum für junge Menschen und Familien.“
Ellen Moll, Fachgruppenobfrau der Tiroler Immobilien- und Vermögenstreuhänder
Realistische Einschätzung zum Leerstand
Im Gegensatz zu häufig kolportierten Zahlen lassen sich durch Leerstandsaktivierung realistisch etwa 10 % des jährlichen Wohnraumbedarfs decken – das entspricht rund 500 Wohnungen pro Jahr in ganz Tirol.
Förderungen: Tirol hat Aufholbedarf
Der Vergleich mit Vorarlberg und Salzburg zeigt: Trotz neuer Regeln ab 1. Juli 2025 bleibt Tirol im Nachteil. Tiroler Haushalte mit mittlerem Einkommen zahlen monatlich um bis zu € 241 mehr – bei maximaler Förderung sogar € 350 mehr. „Wir brauchen eine Wohnbauförderung, die Eigentum tatsächlich ermöglicht“, so Patrick Weber.
Gemeinsame Botschaft
„Es geht nicht um Luxus, sondern um Sicherheit, Perspektiven und Eigentum für junge Menschen und Familien“, so Moll und Weber unisono. Die Subjektförderung – also direkte Unterstützung für Käufer:innen – muss auch dem Mittelstand offenstehen. So wird Eigentum am freien Markt leistbar, Wahlfreiheit gesichert – und jede:r soll im Lauf des Lebens zumindest einmal Anspruch auf Wohnbauförderung haben.
Die Politik müsse jetzt handeln, um Eigentum wieder erreichbar zu machen – und den Motor Bauwirtschaft nicht absterben zu lassen.
Hinweis: Alle verwendeten Zahlen zur Arbeitsplatzentwicklung, Steuerlast, Reaktivierungspotenzial und Förderlücke stammen aus der GAW-Studie (Juni 2025) im Auftrag der Wirtschaftskammer Tirol – STUDIE HIER ZUM DOWNLOAD.