Faire Vergabepraxis für KMU

Damit neben den „Big Playern“ auch KMU in öffentlichen Vergabeverfahren berücksichtigt werden, pocht die Tiroler Landesinnung Bau auf Unterstützung der Gemeinden. Eine Fibel dient als praktischer Wegweiser.
11. September 2024

Die mehr als 40.000 kleinen und mittleren Bauunternehmen (KMU) in Österreich bilden das Rückgrat der heimischen Wirtschaft – immerhin stellen sie Zehntausende Arbeitsplätze zur Verfügung und bilden eine Vielzahl an Lehrlingen aus. Dennoch kommen KMU sowie Unternehmen im Baunebengewerbe bei den immer komplexer werdenden Vergabeverfahren häufig nicht zum Zug – und das trotz hervorragender Produkte und Dienstleistungen.

Zahlreiche Hürden

Aufgrund von überzogenen Eignungs- bzw. Auswahlkriterien werden KMU bei Bauprojekten zunehmend nicht einmal zur Angebotslegung zugelassen. Auch diverse Zuschlagskriterien und hohe Anforderungen sorgen für Benachteiligungen. Die Tiroler Landesinnung warnt vor dem massiven Ungleichgewicht im aktuellen Vergabesystem.

Regionale Wertschöpfung

Auch angesichts der Tatsache, dass die jährlich rund 25.000 öffentlichen Aufträge etwa 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen, betont Patrick Weber die Notwendigkeit, das Vergabeverfahren zu überdenken: „Es ist essentiell, dass das Geld in der Region bleibt, um regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu sichern.“ Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sei es von immenser Bedeutung, dass öffentliche Auftraggeber ihr Augenmerk verstärkt auf die Förderung heimischer Betriebe legen.

Ball liegt bei Gemeinden

Nicht das Gesetz, sondern die operative Umsetzung legt kleinen und mittleren Betrieben Stolpersteine in den Weg. Der Landesinnungsmeister sieht daher vor allem die Gemeinden in der Pflicht: „Die Möglichkeiten müssen – unabhängig der Verfahrensart – voll ausgeschöpft werden, damit KMU eine faire Chance erhalten.” Die Gemeinde trägt als Bauherr die Verantwortung für die Gestaltung ihrer Projekte und kann die jeweilige Vergabemethode – auch zugunsten von KMU – bestimmen. Das Best- statt Billigbieterprinzip müsse gestärkt werden.

„Es liegt im Interesse aller Marktseiten, die Teilnahme von KMU am Wettbewerb zu ermöglichen und zu fördern.”
Patrick Weber

Fibel garantiert fairen Wettbewerb

Um eine ganzheitliche Bewertung vorzunehmen, hat die Bauinnung eine Vergabefibel als praxisorientierten Wegweiser ausgearbeitet. Sie soll Auftraggebern Anhaltspunkte bieten, um KMU bei der Ausschreibung von Bauleistungen verstärkt mit ins Spiel zu bringen. „Das Ampelsystem bietet eine ausgezeichnete Richtlinie, um Vergabekriterien so anzupassen, dass sie KMU nicht benachteiligen“, erklärt Weber.

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