Verdichten und Nachnutzen

Im Rahmen der Frühjahrsklausur hat die Tiroler Landesregierung den weiteren Fahrplan für die kommenden Jahre im Bereich des Wohnens festgelegt. Dazu zählt auch eine Forcierung der Nachverdichtung. Die Tiroler Landesinnung begrüßt diese Initiative, fordert jedoch neue Rahmenbedingungen. Um verdichtetes Bauen und die Nachnutzung von Bestandsgebäuden zu ermöglichen, braucht es eine Anpassung des gesetzlichen Rahmens.
22. Jänner 2025
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Für verdichtetes Bauen müssen die zulässigen Baudichten in der Raumordnung erhöht werden. „Nur dann kann auch entsprechend kompakt und flächenschonend gebaut werden. Das verringert den Anteil der Grundkosten bei der Gebäudeerrichtung und ist damit ein Beitrag zum leistbaren Wohnen“, betont Patrick Weber. Zur besseren Nutzung von Bestandsgebäuden muss die Politik ebenfalls die Bedingungen ändern. „Derzeit verhindern oft Auflagen eine Nachverdichtung im Bestand. So lassen sich meist die vorgeschriebenen Stellplätze im Ortskern nachträglich kaum realisieren“, nennt Weber ein Beispiel. Auch die Bauvorschriften in Bezug auf Raumhöhen und Schallschutz sind mit den niedrigeren Geschoßhöhen bei Bestandsgebäuden oft nicht vereinbar. Das führt in der Praxis häufig dazu, dass eine Sanierung nicht möglich ist und Projekte nur mit einem teuren Abriss und einem Neubau zu lösen sind.

„Zur Optimierung von Bestandsgebäuden brauchen wir entsprechende Änderungen in der Tiroler Bauordnung, bei den technischen Bauvorschriften und in der Stellplatz-Verordnung.“

Landesinnungsmeister Patrick Weber
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Erfolgreiche Vorbilder: Lernen von Niedersachsen

In Niedersachsen werden Bestandsumbauten individuell geprüft, was Sanierungen wirtschaftlich macht und die Nachnutzung erleichtert. Tirol könnte von diesen Ansätzen profitieren. Solche Regelungen fördern nicht nur den sparsamen Umgang mit Bodenflächen, sondern senken auch die Kosten für Wohnraum. Eine Nachahmung dieses Modells könnte Tirol dabei unterstützen, langfristig nachhaltiger und effizienter zu bauen.

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Sanierungsbedarf: Eine Chance für den Klimaschutz

Laut Statistik Austria sind 81,4 % der Gebäude in Tirol vor 1990 erbaut worden. Aus energetischer Sicht gelten rund 40 bis 60 % dieser Gebäude als sanierungsbedürftig. Hierdurch können CO2-Einsparungen von 40 bis zu 80 % erzielt werden. Im Kontext der Klimaschutzziele ist daher eine Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes erforderlich. Eine Verlängerung der Nutzungsphase durch eine umfangreiche energetische Sanierung bietet großes Potential zur Energie- und damit Treibhausgasemissionseinsparung. In Tirol besteht in diesem Bereich ein erheblicher Nachholbedarf, der durch gezielte Impulse angekurbelt werden muss.

Gebäude und Wohnungen in Tirol
Quelle: Statistik Austria, Gebäude- und Wohnungszählung
Quelle: Statistik Austria, Gebäude- und Wohnungszählung in Tirol

Sanierungsförderungen: Ein entscheidender Hebel fehlt

Die Fördermittel des Sanierungsbonus vom Bund sind vollständig ausgeschöpft – ein Rückschlag, der nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch die Konjunkturentwicklung hemmt. Landesinnungsmeister Patrick Weber fordert eine Nachfolgeregelung, um die Sanierung von Bestandsgebäuden und nachhaltige Bauweisen weiter voranzutreiben. Denn nur mit kontinuierlichen Förderungen können die gesteckten Klimaziele und der Bedarf an leistbarem Wohnraum erreicht werden.

Fazit: Nachhaltigkeit durch kluge Regelungen und Bauweisen

Um Tirols Vorreiterrolle im sparsamen Umgang mit Bodenflächen und der nachhaltigen Bauwirtschaft zu stärken, braucht es entschlossene Maßnahmen. Flexiblere Bauordnungen, gezielte Förderungen und ein verantwortungsvoller Umgang mit Baumaterialien sind essenziell. Nur so können leistbares Wohnen und nachhaltige Entwicklung Hand in Hand gehen. Die Tiroler Landesinnung Bau fordert daher die Politik auf, die Weichen für eine nachhaltige Bauzukunft zu stellen.

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