5 Wege zu leistbarem Wohnraum in Tirol

Wohnraum muss wieder leistbarer werden – auch für die Mittelschicht. Die Landesinnung Bau Tirol setzt sich aktiv für Maßnahmen ein, die den Wohnungsmarkt entlasten und Bauen wieder erschwinglich machen. Fünf zentrale Lösungsansätze stehen dabei im Fokus.
9. April 2025

Der Zugang zu Wohnraum muss für alle Bevölkerungsgruppen, insbesondere auch für die Mittelschicht, wieder erschwinglich werden. In Tirol hat sich die Landesinnung Bau aktiv zum Ziel gesetzt, den Wohnungsmarkt nachhaltig zu entlasten und die Bedingungen für den Wohnbau so zu verbessern, dass Wohnen für breitere Schichten der Gesellschaft wieder finanzierbar wird. Um dieses Ziel zu erreichen, konzentriert sich die Landesinnung auf fünf wesentliche Lösungsansätze, die in der aktuellen Diskussion um leistbares Wohnen eine zentrale Rolle spielen.

1. Zinsgünstige Wohnraumfinanzierung

Der Traum vom eigenen Zuhause ist für viele Tiroler in weite Ferne gerückt. Die Landesinnung Bau Tirol fordert daher eine Anpassung der Wohnbauförderung, damit auch der private Wohnungskauf leistbar bleibt.

In Vorarlberg wurde dieses Problem erkannt und die Wohnbauförderung entsprechend reformiert – mit einer zinsgünstigen Wohnraumfinanzierung, die den tatsächlichen Marktpreisen Rechnung trägt. Tirol hingegen hinkt hinterher: Alle Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen in den Wohnbaufördertopf ein, 85 Prozent der Einwohner haben aber keinen – oder einen sehr reduzierten Zugang zur Förderung für den Erwerb von Wohneigentum.

Die Landesinnung fordert deshalb eine Wohnbauförderung für den privaten Wohnbau nach Vorarlberger Vorbild. Denn: Ohne faire Finanzierungsmöglichkeiten bleibt leistbares Wohnen für die Mittelschicht unerreichbar.

2. Verdichtetes Bauen

Tirols Flächen sind begrenzt, doch eine effizientere Nutzung des bestehenden Baulandes kann leistbaren Wohnraum schaffen. Die Landesinnung hat die Förderung der Nachverdichtung als Ziel formuliert – jetzt braucht es konkrete Maßnahmen.

  • Höhere Baudichten müssen entweder auf Gemeindeebene zugelassen oder durch Mindestdichten im Tiroler Raumordnungsgesetz vorgegeben werden.
  • Auch Bestandsgebäude und bereits bebaute Grundstücke bieten großes Potenzial, doch rechtliche Hürden verhindern oft eine sinnvolle Nachverdichtung. Eine „Umbauordnung“ nach dem Vorbild Niedersachsens wäre ein gezielter Ansatz in diesem Bereich. Dort werden Sanierungen individuell geprüft und wirtschaftlich machbare Lösungen ermöglicht.

Es braucht dringend Erleichterungen in der Tiroler Bauordnung, insbesondere bei den technischen Bauvorschriften und Stellplatzverordnungen. Ohne diese Anpassungen bleibt leistbarer Wohnraum in Tirol eine Herausforderung.

3. Steuerbegünstigung für den ersten Hauptwohnsitz

Steuern und Abgaben sind ein wesentlicher Kostentreiber im Wohnbau. Laut einer GAW-Studie entfallen 40,7 Prozent der Kosten für Wohnraum auf Steuern und Abgaben – ein erheblicher Anteil, der Wohneigentum für viele unerschwinglich macht.

Die Landesinnung fordert daher gezielte Steuererleichterungen für den ersten Hauptwohnsitz, um die finanzielle Belastung zu reduzieren. Zwei zentrale Maßnahmen stehen dabei im Fokus:

  • Eine Mehrwertsteuerbefreiung für den ersten Hauptwohnsitz
  • Verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten

4. Systematisches und einfaches Planen und Bauen

Zu viele Bauvorschriften treiben die Kosten in die Höhe und bremsen Innovationen. Ein Forschungsprojekt im Auftrag des österreichischen Baugewerbes zeigt, dass durch gezielte Abweichungen von kostenintensiven Normen gleichwertige Bauqualität bei niedrigeren Kosten erreicht werden kann. Ein Vorbild ist der Gebäudetyp E in Deutschland, der mehr Spielraum für wirtschaftliches Bauen gibt.

Die Tiroler Landesinnung fordert daher die Umsetzung eines ähnlichen Modells, das rechtlich abgesicherte Normenabweichungen ermöglicht. Besonders kostensenkend wäre der Verzicht auf unterirdische Bauteile wie Tiefgaragen oder Kellergeschosse, die Bauprojekte massiv verteuern.

Eine Anpassung der Bauvorschriften könnte nicht nur leistbares Wohnen erleichtern, sondern auch den CO2-Fußabdruck des Bauens reduzieren.

5. Schnellere und einfachere Genehmigungsverfahren

Langwierige Genehmigungsverfahren und überbordende Bürokratie bremsen die Tiroler Baubranche aus. Verzögerungen treiben die Kosten und verteuern Bauprojekte zusätzlich.

Bei Bebauungsplänen und Baugenehmigungen braucht es schnellere und einfachere Verfahren, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Die Landesinnung Bau Tirol fordert daher effizientere Verfahren mit klaren Fristen und digitalen Prozessen. Durch schlankere Abläufe könnten Bauprojekte beschleunigt, Kosten gesenkt und der Wohnungsmarkt entlastet werden.

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Abschließend lässt sich sagen, dass die Umsetzung dieser Lösungsansätze entscheidend dafür ist, den Wohnungsmarkt in Tirol nachhaltig zu entlasten und leistbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Nur durch gezielte Maßnahmen und eine enge Zusammenarbeit aller Akteure kann es gelingen, das Wohnen auch in Zukunft für die Tiroler Bevölkerung erschwinglich zu halten.

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