Während regulatorische Hürden weiterhin ein Thema bleiben, spricht vieles dafür, dass Bauinteressierte jetzt handeln sollten – bevor die Preise wieder deutlich steigen. Was kommt und was bleibt?
Die Signale werden besser
Die Auftragserwartung der Tiroler Baufirmen liegt laut Wirtschaftskammer im November 2025 bei minus neun Prozent – zwar immer noch negativ, aber trotzdem ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Vorjahr, als dieser Wert noch bei minus 44 Prozent lag. Noch wichtiger: Der Auftragsbestand in Tirol steigt seit dem großen Einbruch im Jahr 2023 langsam, aber kontinuierlich wieder an. In der Bauproduktion belegt Tirol in Österreich den zweitbesten Platz nach dem Burgenland und vor Niederösterreich. Innungsmeister Patrick Weber führt diese Entwicklung vor allem auf die gesunkenen Zinsen zurück.

KIM und Basel 4: Regulatorische Hürden bleiben bestehen
Doch während die Rahmenbedingungen objektiv günstiger werden, bleibt die Bauwirtschaft von regulatorischen Herausforderungen gebremst. Die KIM ist zwar im Juli 2025 ausgelaufen – die Banken haben aber dennoch von der Finanzmarktaufsicht die Anweisung, die strengen Finanzierungsregelungen weiterhin einzuhalten. Die KIM schrieb bei Hypothekardarlehen einen Eigenkapitalanteil von 20 Prozent vor, zusätzlich durfte die Kreditrate nicht mehr als 40 Prozent des Haushaltsbudgets ausmachen. Damit bleibt der Zugang zu Krediten für Wohnungseigentum besonders für junge Menschen schwierig – ein Problem, das sie in die Miete zwingt. Speziell im Neubau von Eigentumswohnungen ist diese Regelung zum Sorgenkind geworden, während Einfamilienhäuser und Renovierungen langsam wieder an Fahrt gewinnen.

Parallel dazu dämpft die Basel-4-Regelung den Gewerbebau. Gewerbetreibende, die investieren möchten, müssen ein hohes Eigenkapital für Investitionskredite nachweisen. Das Problem verschärft sich durch das österreichische Steuersystem: Unternehmensgewinne werden deutlich besteuert, was das Ansparen von Eigenkapital massiv erschwert. Damit leidet nicht nur die Baubranche, sondern die gesamte Wirtschaft, da Unternehmen in ihrer Expansion gebremst werden.
Politischer Sparkurs und Stabilitätsfaktor Tiefbau
Ein weiteres Hindernis für notwendige Investitionen ist die besorgte Grundstimmung in der Bevölkerung. Wenn Politik und Medien dauerhaft vom Sparen sprechen, geht der private Konsum logischerweise zurück – und verschärft damit die wirtschaftliche Situation weiter, statt sie zu verbessern. Ein Stabilitätsfaktor für die Tiroler Bauwirtschaft bleibt aber der Tiefbau. Megaprojekte wie der Brennerbasistunnel, die Luegbrücke, TIWAG-Kraftwerksbauten und Infrastrukturprojekte sorgen für konstante Aufträge und stabilisieren damit die Branche deutlich.
Warum gerade jetzt bauen?
Für eine rasche Realisierung geplanter Bauprojekte sprechen trotzdem zwei Faktoren: einerseits die fallenden Zinsen und andererseits das Damoklesschwert der CO2-Bepreisung, das die Baubranche hart treffen wird. Durch die CO2-Bepreisung werden Materialkosten für Beton und andere Baustoffe in Zukunft deutlich steigen. Zusammenfassend kann man daher sagen: Günstiger als jetzt wird’s nicht!
„Bauen heißt, sich eine Zukunft zu sichern. Wer vom eigenen Zuhause träumt, sollte diesen Schritt in neuen Jahr wagen. Warten macht Wohnen leider nicht leistbarer, aber wir sehen aktuell eine guten Zeitpunkt für Bauvorhaben voraus.“
Patrick Weber, Landesinnungsmeister der Bauinnung Tirol

Forderungen an die Politik
Damit geplante Projekte rasch umgesetzt werden können, hat die Tiroler Bauwirtschaft einige Maßnahmen vorgeschlagen, um die angespannte Lage am Wohnungsmarkt zu entschärfen. So braucht es dringend einen leichteren Zugang zu zinsgünstiger Wohnraumfinanzierung. Die Novellierung der Wohnbauförderung für den Erwerb von Eigentumswohnraum wäre dazu eine geeignete Maßnahme. Weitere sinnvolle Ansätze stellen eine Steuerbefreiung für den ersten Hauptwohnsitz und ein steuerfreies Rücklagenkonto zum Ansparen von Eigenkapital zur Finanzierung von Wohnraum dar.
Blick in die Glaskugel
Ohne leistbaren Wohnraum wird es in Tirol künftig schwierig, genug Arbeitskräfte zu finden, außerdem müssen wir gerade jungen Menschen wieder eine Perspektive auf Eigentumswohnraum geben. Weniger Gewerbeimmobilien bedeuten auch weniger Arbeitsplätze, was die Bauwirtschaft zu einer Schlüsselbranche macht. Zugleich ist leistbarer Wohnraum ein Thema, das junge Menschen stark beschäftigt und belastet, denn Familien mit Kindern brauchen Platz – und Kinder sind unsere Zukunft.