Carlo Chiavistrelli hat es geschafft, ein Unternehmen aufzubauen, das in der Baubranche Maßstäbe setzt – nicht nur durch fachliche Expertise, sondern auch durch ein Arbeitsklima, das seinesgleichen sucht. Modern ausgestattete Büros schaffen die Grundlage für eine Atmosphäre, in der Effizienz und Wohlbefinden Hand in Hand gehen. Sein Erfolgsrezept? Ein diverses Team, in dem junge Talente auf erfahrene Profis treffen, Verantwortung geteilt wird und alle auf Augenhöhe arbeiten. Das Unternehmen bietet Leistungen in den Bereichen Statik, Baumanagement, Baukoordination, Planung und Gutachten an.
Wie setzen Sie digitale Lösungen in Ihrem Unternehmen ein?
Unsere Prozesse sind zu 95 % digitalisiert. In vielen Bereichen entwickeln wir eigene Softwarelösungen, um spezifische Anforderungen optimal zu erfüllen. Ein Beispiel dafür ist die Baukoordination, in der wir Tools geschaffen haben, die Prozesse vereinfachen und deutlich effizienter gestalten sowie interne und externe Abläufe verbessern.
Wie beeinflusst BIM Ihre Arbeit?
BIM vernetzt alle Beteiligten über ein gemeinsames, zentral gespeichertes Modell mit relevanten Daten zu Geometrie, Materialien und Lastannahmen. Statiker und Planer können nahtlos zusammenarbeiten und Änderungen in Echtzeit nachvollziehen, was Missverständnisse und Fehler reduziert. Zudem erleichtert BIM die Integration statischer Berechnungen in die Planung, sodass kritische Bereiche frühzeitig erkannt und berücksichtigt werden.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Implementierung von BIM?
Investitionen in moderne Software, leistungsstarke Hardware und umfassende Schulungen sind unverzichtbar, aber gerade für kleinere Betriebe oft schwer zu stemmen. Zusätzlich stößt die digitale Transformation in einer traditionsreichen Branche häufig auf Skepsis. Widerstände gegen Veränderungen erfordern ein gezieltes Change-Management, um Akzeptanz und Verständnis zu fördern. Ein zentrales Thema ist die Cybersicherheit: Mit zunehmender Vernetzung wächst das Risiko von Angriffen, weshalb Unternehmen robuste IT-Infrastrukturen benötigen.

Wie beurteilen Sie die hohen Baustandards in Tirol – angemessen oder verbesserungswürdig?
Die hohen Baustandards in Tirol gewährleisten zwar eine hervorragende Bauqualität und Langlebigkeit, treiben jedoch die Baukosten in die Höhe. Es wäre wichtig, eine rechtliche Grundlage zu schaffen, die flexiblere und kosteneffizientere Bauweisen ermöglicht, ohne dabei grundlegende Sicherheits- und Qualitätsmaßnahmen zu gefährden. Ein möglicher Ansatz wäre, Baustandards je nach Art und Nutzung des Projekts anzupassen. So ließen sich in bestimmten Bereichen Vereinfachungen umsetzen, während für anspruchsvollere Bauvorhaben weiterhin hohe Anforderungen gelten.
5 Expertentipps für optimierte Baustandards
- Bewusstsein für nachhaltiges Bauen stärken
Gezielte Aufklärung fördert die Akzeptanz von Low-Tech-Lösungen. Weniger Technik im Haus reduziert Wartungskosten und Energieverbrauch – gut für Umwelt und Geldbeutel. - Stellplatzverordnungen flexibler gestalten
Die Pflicht zu Tiefgaragen verteuert Bauprojekte erheblich. Oberirdische Parkplätze könnten Kosten senken und Flächen für Gemeinschafts- oder Grünbereiche freimachen. - Effiziente Planungsansätze nutzen
Standardisierte, modulare Bauweisen reduzieren Kosten und Bauzeit, ohne die architektonische Qualität einzuschränken. Ziel sind robuste, nachhaltige und wartungsfreundliche Gebäude durch durchdachte Konstruktionen. - Mehr in die Höhe bauen
Vertikale Bebauung spart Grundfläche, die für Grünzonen oder gemeinschaftliche Nutzung erhalten bleibt. - Baustandards regional anpassen
Baustandards sollten so flexibel sein, dass sie auf die jeweilige Region und deren spezifische Herausforderungen abgestimmt sind. Das betrifft beispielsweise klimatische Gegebenheiten oder die Verfügbarkeit von Ressourcen.
Wie entwickeln sich die Baukosten in Tirol, und was treibt sie in die Höhe?
Die Baukosten steigen stetig, getrieben von mehreren Faktoren. Besonders die hohen Preise für Baumaterialien wie Holz, Beton und Dämmstoffe belasten die Branche – verstärkt durch globale Lieferengpässe und Rohstoffknappheit. Gleichzeitig treiben knappe Bauflächen und hohe Grundstückspreise, vor allem in urbanen und touristischen Gebieten, die Kosten weiter in die Höhe. Auch der Fachkräftemangel erhöht den Preisdruck, da höhere Löhne und Lebenshaltungskosten berücksichtigt werden müssen. Strenge Bau- und Energieauflagen, die zwar langfristig Vorteile bieten, sorgen zusätzlich für steigende Investitionen. Hinzu kommen die allgemeine Inflation und die gestiegenen Energiekosten, die sowohl die Materialproduktion als auch die Baustellenlogistik verteuern. Gerade in alpinen Regionen erhöhen aufwendige Infrastrukturmaßnahmen wie Hangbefestigungen und Lawinenschutz die Gesamtkosten erheblich. Eine Entspannung der Situation ließe sich durch flexiblere Bauvorschriften, eine effizientere Ressourcennutzung und die Förderung innovativer Bauweisen wie modularer Bau- oder Low-Tech-Ansätze erreichen.

Wie setzen Sie Nachhaltigkeit in Ihren Projekten um?
Gebäude müssen so konzipiert sein, dass sie sich in ihrer Nutzung anpassen lassen. Dies umfasst modulare Bauweisen, die Erweiterungen oder Umnutzungen erleichtern. Bauteile und Materialien sollten außerdem so ausgewählt werden, dass sie leicht rückgebaut und wiederverwendet werden können. Beispielsweise durch den Einsatz von Schraubverbindungen statt Verklebungen oder schwer zu trennenden Materialien. Nachhaltigkeit bedeutet auch, den Gebäudebestand zu bewahren und anzupassen, anstatt abzureißen. Ein Beispiel ist unser eigenes Bürohaus, das – beginnend im Jahr 1890 – über vier Bauphasen hinweg saniert und ausgebaut wurde. Mit intelligenten Planungskonzepten können auch ältere Gebäude den modernen Ansprüchen gerecht werden.
Wenn Sie eine Veränderung in der Tiroler Baubranche umsetzen könnten – welche wäre das?
Einer der größten Hemmschuhe für Bauprojekte in Tirol sind die oft langwierigen und komplexen Behördenverfahren. Von der Einreichung bis zur Genehmigung vergeht viel Zeit, was Projekte verzögert, Kosten erhöht und Investitionen bremst.
Eine effizientere Abwicklung dieser Verfahren wäre ein Gamechanger für die gesamte Branche.
DI Carlo Chiavistrelli
Eine zentrale, digitale Plattform für Bauanträge, Prüfungen und Genehmigungen würde den Verwaltungsaufwand reduzieren und Kommunikationsverluste vermeiden. Gesetzlich festgelegte Fristen für Behördenentscheidungen könnten die Planbarkeit verbessern, während eine Vereinfachung der Bauvorschriften unnötige bürokratische Hürden abbaut. Ebenso wichtig ist eine stärkere Koordination zwischen den beteiligten Behörden, unterstützt durch zentrale Ansprechstellen, um Abstimmungsprobleme zu minimieren. Vereinfachte Genehmigungen für Sanierungsprojekte würden die Modernisierung bestehender Gebäude erleichtern. Die Kombination dieser Maßnahmen würde nicht nur Verfahren beschleunigen, sondern auch Kosten senken und die Branche stärken.